Gott im Internet

Internet wird als Dialog-Instrument immer wichtiger

In der Geschichte der Massenmedien war das Jahr 868 eine der wichtigsten Etappen: In China in erschien erstmals ein Buch in einer damaligen Grossauflage. Dann erfand Gutenberg 1455 den Buchdruck. 1605 wurde in Strassburg mit der „Relation“ die erste klassische Zeitung publiziert. Immer ging die Botschaft vom Anbieter zum Leser, nie aber zurück. Nach 1920 wurde das Radio zum Massenmedium, nach 1940 das Fernsehen. Noch wurde am Prinzip der Ein-Weg-Kommunikation festgehalten: Die Konsumenten hatten keinen Einfluss auf die angebotenen Inhalte. Sie konnten nur über Feedbacks wie Leserbriefe oder Telefonanrufe etwas beitragen. Daran änderte sich auch 1994 noch nichts, als das Internet massentauglich wurde. Medienhäuser, genauso wie andere Firmen und Organisationen, stellten nur ihren Content ins Netz. Es war derselbe Einweg. Der Nutzer konnte nur konsumieren, nicht aber wirklich kommunizieren.
Seit 2005 ist alles anders: Das System der Massenmedien wurde auf den Kopf gestellt. Denn im Internet begann der unaufhaltsame Vormarsch der social Networks, der sozialen Netzwerke. Es sind Sites wie MySpace, Xing, Bebo, StudiVZ, Tillate und vor allem Facebook. Erstmals konnte nun ein Massenpublikum nicht nur konsumieren, sondern tatsächlich interagieren. Erstmals war das natürliche kommunikative Bedürfnis der Menschen erfüllt – die Einbindung in eine weltweite Gemeinschaft, zu jeder Stunde, an jedem Ort. Das Publikum wird mit dieser neuen Form der Mehrweg-Kommunikation verführt und verbringt oft mehrere Stunden pro Tag in den Social Communities. Social Media deckt ein Stück der Sehnsucht der Menschen nach Kommunikation, nach Verbindung im wahrsten Sinne des Wortes – dies im Angesicht von Einsamkeit und Verlassenheit.
Blogs zu lesen, Rechnungen im E-Banking zu bezahlen, auf Facebook das Leben seiner Freunde mitverfolgen und Termine zu «doodeln» gehört heute beinahe zum Standardrepertoire der Kommunikation. Wer im dritten Jahrtausend dem Menschen begegnen will, muss dies zunehmend auf dem Marktplatz des Internets tun. Die Konsumenten haben sich aus der ursprünglich passiven Haltung gelöst. In der Schweiz nutzen 2,4 Millionen das Facebook, mehr als 1,5 Mio. teilen ihre Videolinks über Youtube, über 900'000 sind auf Netblog und mehr als 200'000 nutzen usgang.ch und partyguide.ch. Diese Netzwerke werden für Kampagnen, das Setzen von Trends und für Proteste genutzt.
Organisationen, welche das Potenzial von sozialen Interaktionen erkennen und nutzen, können sich dadurch Wettbewerbsvorteile erarbeiten. Macht hier die Kirche von den neuen Mitteln Gebrauch und geht dorthin, wo die Menschen sind?
Herzlich, Markus Baumgartner
 
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