Geschichten überzeugen

Die grosse literarische Kraft der Bibel

Die Bibel ist voll mit faszinierendsten Geschichten zu Themen wie Liebe, Verrat oder Tod. Die Geschichten sind eine wichtige kulturelle Grundlage für unsere Gesellschaft. In der Weihnachtsgeschichte üben sich schon die Ersten, die den neugeborenen Heiland sahen, als Erzähler. „Die Hirten breiteten das Wort aus, das ihnen von diesem Kind gesagt war.“ Auch nach dem Tod von Jesus und seiner Auferstehung lebte der Glaube vom Erzählen. Im Markus-Evangelium ging Maria Magdalena nach der Begegnung mit dem Auferstandenen „hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren“. Und der Ursprung der Kirche an Pfingsten ereignet sich als ein Sprachwunder.
Das Besondere, das die Menschen an Weihnachten gehäuft in der Kirche suchen, ist etwas Erzähltes. Bei Kindern ist das Erzählen sowieso ohne Alternative. Sie lernen von diesen Geschichten. Die dramatische Erzählung von Absalom ist „eine Handlung wie bei Shakespeare“ schreibt „Die Zeit“.
Die Zeitung analysiert weiter: Wer heutzutage zur Kirche geht, fühlt sich oft wie in einem Theater, in dem man zwar Vorträge über Shakespeare hören, kaum aber dessen Stücke erleben kann. Den biblischen Erzählungen werde nur noch wenig zugetraut. Dabei macht Jesus selbst deutlich, dass Erzählen keine blosse Hilfe, sondern ein Selbstzweck ist. Besonders eindringlich erklärt er dies bei der Salbung in Bethanien, wo eine Frau zu ihm kommt, „die hatte ein Glas mit kostbarem Salböl und goss es auf sein Haupt, als er zu Tisch sass“. Die Jünger kritisierten dies als Verschwendung. Jesus widerspricht: Arme gebe es immer, aber diese Frau habe „ein gutes Werk“ an ihm getan. „Wo dies Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat“. Der Sinn ihres Tuns besteht also darin, erzählt zu werden.
Der deutsche Pfarrer Carsten Schwarz sagt in der „Zeit“: „Der evangelische Gottesdienst und zumal die Predigten waren lange Zeit intellektuell verkopft und ethisch moralisierend.“ Er setzt dagegen auf Geschichten. „Die Bibel ist voll von Erzählungen aus dem Leben für das Leben, die Gott mit den Menschen geschrieben hat. Diese für sich zu entdecken und anderen nahezubringen ist eine lohnende Sache.“ Gebildete haben sich am Ende des 19. Jahrhunderts von vielen Geschichten verabschiedet. Sie wurden als Märchen angesehen. Erst in jüngster Zeit wächst unter Akademikern ein neues Bewusstsein für den Reichtum biblischer Geschichten und dass es töricht ist, den erzählerischen Schatz der Bibel zu ignorieren. So sagt Thies Gundlauch, der neue theologische Vizepräsident im Kirchenamt der EKD: „Die Bibel ist von Haus ein Erzählbuch.“
Herzlich, Markus Baumgartner
 
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