Beerdigung als öffentliche Show

Begräbnis-Wettbewerb und Online-Bestattungen

Die Beerdigung gehört zu den Kernkompetenzen der Kirche. Jetzt macht eine Todesanzeige mit Kreuz und dem Claim "Gewinne deine eigene Beerdigung" Schlagzeilen für eine ungewöhnliche  Aktion. Gesucht werden die "coolsten letzten Worte". Gewinnen kann man die Kosten für seine eigene Beerdigung in der Höhe von 3000 Euro. Hinter der Aktion steckt der deutsche Radiosender Galaxy PM aus Aschaffenburg. Bis Aschermittwoch will der Sender die Aktion promoten.
Die Aktion und die Inserate schlagen hohe Wellen: In verschiedenen Foren wird über die Promotion rege diskutiert, ebenso auf der Facebook-Seite von Radio Galaxy, so der Moderator Jens Pflüger. Auch wenn die Aktion ein "krasser Schritt" sei, wolle man lediglich den Jüngeren das Tabu-Thema Sterben näher bringen, rechtfertigt er die Kampagne. Moderator Jens Pflüger meint auf Anfrage von "persoenlich.com": "Wir wollen uns keinesfalls lustig machen über das Thema Sterben. Aber es betrifft jeden von uns, deshalb sollten wir es nicht verdrängen. Zudem zählt gerade bei Jugendlichen vor allem Ausgang, Spass und Unbeschwertheit. Wir möchten aber zum Nachdenken anregen. Es wäre schön, wenn unsere Jugendlichen zwischendurch auch über Tiefgründiges nachdenken."
Weit wichtiger dürfte dem Sender jedoch die Aufmerksamkeit sein. Radio Galaxy kämpft gegen schwindende Hörerzahlen. Im Moment zappen durchschnittlich 88'000 Zuhörer täglich rein. Dazu Jens Pflüger: "Klar möchten wir die Hörerzahl steigern. Und da kann die Aufmerksamkeit nur von Nutzen sein." Die Reaktionen seien mehrheitlich positiv. Es melden sich sowohl ältere, wie auch jüngere Leute.
In den USA zeichnet sich derweilen mit Online-Bestattungen ein anderer Trend in diese Richtung ab: Die Zahl derartiger Angebote ist seit 2008 von 126 auf 1053 gewachsen. Die einst in vorrangig privatem, familiärem Umfeld abgehaltenen Bestattungszeremonien entwickeln sich dort zunehmend zu einem Ereignis, das von einem breiteren Personenkreis per Webstream am Computer verfolgt wird. "Wir leben heutzutage in einer YouTube-Gesellschaft", erklärt H. Joseph Joachim IV., Gründer des Online-Begräbnis-Anbieters FuneralOne (www.funeralone.com) gegenüber der New York Times. Die Menschen würden heute mehr und mehr Zeit im Internet verbringen.
Die Bestattung zählt neben Taufe und Hochzeit zu den wichtigsten Angeboten der Kirche. Vielleicht sind diese morbiden Trends ein Hinweis, dass die Kirche das Thema der letzten Tage wieder aktiver kommunizieren sollte.
Herzlich, Markus Baumgartner
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