2350 gemeinsame Ehejahre gefeiert

Was Kirchen angesichts hoher Scheidungsraten tun können

Letzte Woche ging ich nach einem Lunch ganz betroffen zur Arbeit. Ein alter Kollege hatte mir während dem Mittagessen unvermittelt eröffnet, dass er eigentlich im August heiraten wollte, ihn jetzt aber seine Freundin verlassen habe. Die Hochzeitskarten waren gedruckt, die  Couverts angeschrieben, das Restaurant gebucht, doch hat sich seine Freundin scheinbar plötzlich im Fitnesscenter neu verliebt. Solche Geschichten gehen unter die Haut, obwohl sie in der Schweiz bei der aktuell hohen Scheidungsrate häufig vorkommen. Die Frage stellt sich dann schnell: Was hält Paare zusammen? Was könnten Kirchen beitragen, dass Ehen halten? Immerhin war der Start meistens eine wunderschöne Hochzeitsfeier, bei der auch die Kirche ihren Beitrag geleistet hat.
Wie wichtig das Heiraten in der Kirche ist, zeigt ein aktueller Beitrag in „Psychologie heute“: Geht es Paaren, die kirchlich heiraten, lediglich um eine Traumhochzeit in Weiss? Dieser Frage ist der Theologe Konrad Merzyn von der Universität Göttingen nachgegangen. In seiner Doktorarbeit wollte er herausfinden, was Brautpaare motiviert, kirchlich zu heiraten und welche Funktion das Ritual der Trauung für sie hat. Ein wichtiges Ergebnis der Untersuchung: Grund für die kirchliche Heirat waren oft tief empfundene religiöse Gefühle. Natürlich spielten auch romantische Vorstellungen à la „Traumhochzeit“ eine Rolle. Aber für die befragten Paare stand vor allem das Eheversprechen vor Gott und dem Partner im Vordergrund. Die Pfarrer dürften sich über die Ergebnisse freuen.
Das ist aber erst der Anfang, wie das „St. Galler Tagblatt“ berichtet: Die Katholische Pfarr- und Kirchgemeinde Wil lud alle ihre Ehejubilare zu einem grossen Fest ein. Dies geschah dieses Jahr bereits zum 19. Mal. Der erste Teil der Feier bestand im Festgottesdienst in der Stadtkirche mit der vom Kirchenchor St. Nikolaus und vom Roxing-Chor uraufgeführten eindrucksvollen Messe «Holy Spirit».


Der zweite Teil war ein Galaabend im Pfarreizentrum. Den Service besorgten die ältesten Ministranten. Das Erraten der Summe der versammelten gemeinsamen Ehejahre war auch dieses Jahr wieder gefragt: 2350 Ehejahre kamen zusammen. Den Tanz eröffnete das jüngste Jubelpaar mit 15 gemeinsamen Ehejahren. Die Hochzeitstorte anschneiden durfte das am längsten verheirateten Paar.
Herzlich, Markus Baumgartner
P.S. Ich bin dieses Jahr 20 Jahre verheiratet. Mal schauen, ob ich eine Einladung von meiner Kirche kriege...
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