Was macht Kirchen attraktiv?

Öffentliche Diskussion zu den Gottesdienst-Formen

Seit dem Bestehen der württembergischen Landeskirche sei der sonntägliche Predigtgottesdienst die Mitte des Gemeindelebens. Gegenwärtig sei diese Mitte aber immer schwerer mit Leben zu füllen. Grund dafür seien komplexe gesellschaftliche Prozesse der Individualisierung, der Privatisierung des religiösen Lebens und der zunehmenden Ausdifferenzierung der Gesellschaft in unterschiedliche Milieus. Darauf haben bereits zahlreiche Kirchen mit speziellen Zielgruppengottesdiensten reagiert.
Im Kanton Thurgau lud die evangelische Kirchgemeinde Romanshorn-Salmsach zu einem Impulstag ein und stellte vier alternative Gottesdienstformen vor: der ethisch-handlungsorientierte Gottesdienst, der die Frage nach dem richtigen Verhalten ins Zentrum rückt – z.B. aufgrund von Berichten zu Themen wie Umwelt, Kriminalität, Hunger, Krieg oder Erziehung; der kontemplativ-seelsorgerische Gottesdienst mit besinnlich-ruhigen Elementen; der rituell-priesterliche Gottesdienst mit Gesängen, Gebeten, Salbungen oder Waschungen und der generationsverbindend-kreative Gottesdienst, in dem Menschen miteinander spielen, lachen, plaudern oder sich bewegen. Das Seelsorgeteam hofft, dass künftig mehr Menschen aktiv bei der Gestaltung der Gottesdienste mithelfen, nachdem sie am Impulstag mitgewirkt haben.
Ebenfalls im Kanton Thurgau wollte die evangelische Kirche Märstetten herausfinden, was die Kirchbürger wirklich wollen. Ob die Gottesdienstzeiten den Bedürfnissen entsprechen, ob man nur an Weihnachten oder Ostern zur Kirche geht, welches Angebot in der Kirchgemeinde fehlt. Antworten erhielt sie durch eine schriftliche, anonyme Umfrage. Ziel der Umfrage war, neue Ideen und Impulse für das Kirchenleben zu erhalten und weitere Mitarbeitende zu gewinnen. Das Resultat: Die Kirche plant nun Taizé-Gottesdienste, einen Männerstamm und zusätzlich zum Waldgottesdienst einen Gottesdienst im Freien.
In St. Gallen wurden solche Fragen in der «Offenen Kirche St. Gallen» diskutiert, die ihr Jahresthema unter die Frage «Sexy Kirche?» gestellt hat. Das ist etwas salopp gefragt, aber ernst gemeint. Der kirchliche Beruf sei auch heute noch attraktiv. Gewandelt hat sich höchstens die Auffassung über das, worauf es ankommt. Die Priester haben die Erfahrung gemacht, dass das Heil nicht in den Institutionen, sondern im geschwisterlichen Miteinander der Menschen liegt. Damit sind sie bei ihrer Jugenderfahrung angelangt: Kirche geschieht dort, wo sich Menschen in Bewegung setzen.
Wenn die Kirche öffentlich Antworten auf ihre Fragen sucht, ist das für die Medien bereits interessant.
Herzlich, Markus Baumgartner
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