Die Kirche und das Sponsoring

Für gezielte Projekte die Wirtschaft gewinnen

Die Musikbibliothek des Klosters Einsiedeln gilt als die siebtgrösste der Welt. Sie platzt aus allen Nähten und braucht einen Neubau. Dafür fehlt den Benediktiner aber das Geld. Sie setzten bei der Mittelbeschaffung auf innovative Wege. So kam es, dass an den ehrwürdigen Gemäuern des Klosters nun ein 36 Meter langes Plakat der Mobiliar-Versicherung klebt. Es ist wohl die längste Schadenskizze der Welt. In bekannt unbeholfener Manier der Mobiliar-Schadenskizzen-Zeichnungen wird eine Reihe Mönche abgebildet, die beim Singen ein Klosterfenster zum Bersten bringen («Hohes C gesungen – Glas gesprungen»). Die Idee kam von Abt Martin Werlen, dem Vorsteher des Klosters. Die Mobiliar, die grösste Schweizer Sachversicherung, sponsert einen Teil des Archiv-Umbaus und erhält im Gegenzug die Werbefläche. Das Projekt wurde an einer gemeinsamen Medienkonferenz vorgestellt. Die Bauarbeiten dauern voraussichtlich bis 2012. Während der Bauzeit sollen weitere thematisch abgestimmte Schadenskizzen die Fassade des Einsiedler Klosterarchivs zieren. Wenn das Modell Schule macht, werden wohl bald andere Sponsoren auf dem Klosterareal werben. Dabei geniesst jeder Anbieter Branchen-Exklusivität.
Innovativ ist auch der Franziskanermönch Bruder Benno: Er lebt in der Gemeinschaft St. Otmar auf der Insel Werd bei Stein am Rhein und engagiert sich seit langem als Gassenarbeiter in Zürichs Drogenszene. Bruder Benno ist es wichtig, Hilfe zu leisten, die ankommt. Die Mittel beschafft er nebst Benefizaktionen mit Kollekten. Dabei ruft er bei Auftritten den Leuten immer die 4. Säule der Vorsorge in Erinnerung: Die Kollekte soll die drei bekannten Säulen der Altersvorsorge ergänzen und jenen, die in sie investieren, Werte im Jenseits schaffen. Profiteure im Diesseits gibt es auch: Das gesammelte Geld kommt diversen karitativen Werken zugute. Zur Hilfsbereitschaft sagt Bruder Benno: «Ich kann nur das geben, was ich erhalten habe.»
Herzlich, Markus Baumgartner
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