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150 Jahre barmherziger SamariterWie der Schweizer Henry Dunant Weltgeschichte schriebDer Genfer Henry Dunant war bei der Entstehung des Christlichen Vereins junger Männer (CVJM) wesentlich beteiligt: Er war 21 Jahre, als er 1849 in der "Donnerstagsvereinigung" junge Menschen für biblisches Studium und soziale Hilfen versammelte. Sie besuchten Hungernde und Kranke, halfen Alten und hielten Vorlesungen in Gefängnissen. Daraus wurde 1852 der CVJM und 1855 der Weltbund YMCA. Der Zweck lag darin, junge Männer miteinander zu verbinden, welche Jesus Christus nach der Heiligen Schrift als ihren Gott und Heiland anerkennen, in ihrem Glauben und Leben seine Jünger zu sein. Es gehörte grosser Idealismus dazu, in einer Zeit der herrschenden Klassen Liebe unter den Menschen zu predigen, wo tausende Unterprivilegierte nur schlimmste Nöte und Ausbeutungen bis zur Kinderarbeit zu ertragen hatten. Als in der Schlacht von Solferino 1859 fast 40’000 Soldaten fielen oder später wegen mangelnder Versorgung starben, entdeckte Dunant seine wahre Berufung, die ihn als barmherzigen Samariter und grossen Friedensfreund in die Geschichte eingehen liess. Den Lazaretten fehlte es an Personal, Material, Wasser und Nahrung. Henry Dunant wollte in Solferino mit Napoleon III. über Geschäftsprobleme in Algerien sprechen und wurde zufällig Zeuge der erschreckenden Zustände. Dunant erkennt schnell den Mangel an Ärzten für die Pflege und Versorgung der Verwundeten, von denen noch Tausende hätten gerettet werden können. Er dringt bis zum Marschall Mac Mahon vor und fordert die Freilassung der gefangenen österreichischen Ärzte, worauf Napoleon seinem Wunsch folgte. Drei Jahre später hielt der in seinem Glauben fest verankerte Henry Dunant (1828-1910) seine Erlebnisse im Aufsatz «Eine Erinnerung an Solferino» fest und rüttelte das Gewissen der Welt auf. Er forderte darin ein internationales Abkommen zum Schutz der Kriegsopfer. Ausserdem schlug er vor, in allen Ländern «Hilfsgesellschaften» zu gründen. Die Schlacht von Solferino gilt deshalb als Anstoss für das rote Kreuz auf weissem Feld, das zu einem weltweiten Zeichen für neutralen Sanitätseinsatz wurde. Henry Dunant selber ging später als Geschäftsmann Bankrott und wurde vom IKRK ausgeschlossen. Verarmt zog er sich in den appenzellischen Kurort Heiden zurück. 1895 begegnete ihm Georg Baumberger, der Chefredaktor der St. Galler Zeitung «Die Ostschweiz», zufällig auf einem Spaziergang. Er schrieb einen Artikel, der in ganz Europa für Aufsehen sorgte, denn viele hatten den Rotkreuz-Gründer für tot gehalten. Darauf erlebte Henry Dunant einen späten Ruhm mit zahlreichen Auszeichnungen. 1901 erhielt er zusammen mit Frédéric Passy den ersten Friedensnobelpreis. Dunant starb 1910 mit dem Bekenntnis: "Ich bin ein Jünger Christi wie im ersten christlichen Jahrhundert, und sonst nichts." Dunant hat mich neu berührt. Und Sie? Herzlich, Markus Baumgartner
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