Wunderbare Geldvermehrung

Was bieten die Kirchen in der Finanzkrise?

Die evangelische Kirche im thurgauischen Dörfchen Neukirch an der Thur war am letzten Sonntag rappelvoll. „Ich bin überrascht, dass die Aktion so hohe Wellen geworfen hat“, sagte Pfarrer Beat Müller. Am Erntedankgottesdienst im letzten Oktober hatten Urs Baumgartner, Präsident der Evangelischen Kirchgemeinde, und Gemeindepfarrer Beat Müller 180 Zehnernötli verteilt. Sie gaben den Gottesdienstbesuchern das Geld mit dem Auftrag, es bis zum Suppentag zu vermehren. Urs Baumgartner arbeitet als Kundenberater bei der Thurgauer Kantonalbank. „Doch mit meinem Beruf hat die Aktion nichts zu tun.“ Die Idee hatte Pfarrer Beat Müller: „Mit der biblischen Geschichte von den anvertrauten Talenten wollten wir die Gottesdienstbesucher dazu ermutigen, das Geld bis zum Suppentag zu vermehren.“ Die tagtägliche Berichterstattung über die globale Finanzkrise veranlasste Beat Müller, seine Predigt zu diesem Thema vorzubereiten und die Aktion zu starten: „Ich wollte den Leuten zeigen, dass trotz Finanzkrise mit Einsatz und Fantasie vieles möglich ist.“
Am Gottesdienst an diesem Sonntag wurde geerntet. Und wie: Aus den ausgeteilten 1800 Franken wurden über 8000 Franken – das Geld hatte sich mehr als vervierfacht. Was für eine Rendite! Als Urs Baumgartner am Sonntag das Mikrofon ergriff und den rund 200 Anwesenden das Sammelresultat verkündete, brach tosender Applaus los: 7123 Franken waren im Topf gelandet, dazu kommt die Kollekte von 1005 Franken.
Das Geld wird je zur Hälfte für ein Hilfsprojekt im afrikanischen Burkina Faso und für soziale Aufgaben der Kirche verwendet. Im Gottesdienst erzählten Einzelne von ihrem persönlichen Wunder der Vermehrung: So hat zum Beispiel ein Bub aus Holz kleine «Afüürhölzli» gemacht und diese verkauft. Eine Frau hat bei sich zu Haus einen Kinoabend organisiert und mit den 10 Franken für die Besucher eine Suppe gekocht. Einige haben selbst Seife oder Gebäck hergestellt, um einen Mehrwert zu erzielen. Eine Frau vertraute auf ihr Glück und setzte ihr Nötli bei «Benissimo» ein. Prompt gewann sie einen grösseren Betrag. Auch die Pfarrersgattin hat sich an der Aktion beteiligt und an einem Gottesdienst Neukircher Pfarrhaus-Tortenstücke verkauft. Weil die Aktion noch läuft, könnten insgesamt bis zu 10’000 Franken zusammenkommen.
Pfarrer Müller hatte auch negative Reaktionen erhalten: „Es gab völliges Unverständnis. Einige waren ziemlich besorgt über meine Naivität, darauf zu vertrauen, das Geld werde wieder zurückkommen. Andere haben mich daran erinnert, dass mit Steuergeldern nicht so umgegangen werden dürfe.“
Doch was können Sie sich besseres Wünschen? Volle Kirche und eine wunderbare Geldmvermehrung. Mit dieser Aktion brachte es Pfarrer Beat Müller erst noch in einer gross aufgemachte Story mehrmals in die „Thurgauer Zeitung“ und „St. Galler Zeitung“ sowie in „20 Minuten“. Was unternimmt Ihre Kirche in der Finanzkrise?
Herzlich, Markus Baumgartner
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