«Das Interesse an der Predigt ist gross»

Wie die Predigt Kirche und Zeitungsspalten füllt

"Tritt fest auf, mach's Maul auf, hör bald auf!" sagte schon Martin Luther über die Kunst der Rede. Wirkungsvoll reden ist mehr als nur Exegese. Wie kann ich meine Zuhörer faszinieren? Das gesprochene Wort ist das Ausdrucks- und Verständigungsmittel der Menschen, um sich mitzuteilen und andere für sich zu gewinnen. Es genügt nicht,  Wissen zu haben, es muss auch überzeugend weiter geben werden. Schon Salomo wusste: „Man vertraut dem Urteil eines vernünftigen Menschen; und wenn er dazu noch gut reden kann, überzeugt er jeden. (...) Der Kluge redet so, dass man ihn leicht verstehen kann; deshalb überzeugen seine Worte.“ (Sprüche 16,21 + 23) Und Kirchenvater Augustinus sagte: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst!“
Obwohl wir den Anspruch haben, die Wahrheit zu kennen, kommunizieren Christen oft schlechter als die meisten anderen gesellschaftlichen Gruppen, die keine absolute Wahrheit vertreten. Obwohl Christen mit ihrem Programm den Anspruch haben, die Gesellschaft mit ihren Werten zu prägen, werden sie kaum wahr genommen. Im Grund genommen interessiert sich niemand für uns. Das ist verheerend: Denn Jesus hat uns mit Matthäus 28, 18-20 den Auftrag gegeben, zu kommunizieren, und zwar so, dass wir verstanden werden.
Das bestätigt der Rhetorik-Experte Patrick Rohr (www.patrickrohr.ch): Er beurteilte für den „Beobachter“ sieben Predigten im ganzen Land und konnte mit den meisten wenig anfangen. Patrick Rohr moderierte beim Schweizer Fernsehen die Sendungen „Schweiz aktuell“, „Quer“ und „Arena“ und publizierte den Bestseller „Reden wie ein Profi“ (CHF 45, Beobachter Verlag, ISBN 978-3-85569-398-6).
EMK-Pfarrer Stefan Moll mochte den Vorwurf der langweiligen Predigten nicht mehr länger hören und engagierte Patrick Rohr kurzerhand zusammen mit einer Journalistin des Zofinger Tagblatt für einen Gottesdienstbesuch. Die EMK in Zofingen war an diesem Morgen bis auf den letzten Platz gefüllt und die Predigt von Stefan Moll hat den Experten überzeugt: „Ehrlich, offen, kommunikativ.“ Aber der Fachmann kritisierte auch: „Warum bleibt es in den Predigten oft bei abstrakter Rede?“ Er rät, mehr zu erzählen. Er fordert Theologen heraus, komplexe und schwierige Lebens- und Glaubensfragen in eine anschauliche Erzählung herunter zu brechen. Denn Geschichten wecken Emotionen und Bilder in den Zuhörern. Pfarrer Moll hat von dieser Rückmeldung profitiert: „Die Verkündigung kann nur gewinnen, wenn wir uns fundierter Kritik stellen.“ Der Pfarrer der EMK verwies dabei auch auf den Aufmarsch an diesem Gottesdienst mit 160 Besuchern: „Das Interesse an der Predigt ist gross. Denn gute Predigten machen Mut.“ Er wünscht, dass Predigten noch häufiger öffentlich besprochen werden. Wann laden Sie Patrick Rohr und einen Vertreter der Lokalzeitung zu sich in den Gottesdienst für eine öffentliche Besprechung ein?

Bis zum nächsten Mal
Markus Baumgartner
Das DienstagsMAIL ist eine nicht-kommerzielle und kostenlose Dienstleistung für Christen, die ihr Engagement öffentlichkeitswirksamer gestalten wollen. Das DienstagsMAIL wird von einem Kommunikationsprofi in seiner Freizeit verfasst. Die praktischen Tipps sollen mithelfen, dass Christen verstärkt in der Gesellschaft wahr genommen werden.